Achtsamkeit und Akzeptanz

Diese beiden Begriffe sind wichtige Bestandteile neuerer Entwicklungen in der Verhaltenstherapie.

Achtsamkeit (engl. mindfulness). Achtsamkeit bezeichnet einen Bewusstseinszustand, in dem das Hier und Jetzt mit voller Aufmerksamkeit und ohne Wertung wahrgenommen wird. Es liegt auf der Hand, dass wir in unserer westlichen Gesellschaft im Alltag häufig nicht achtsam sind. Wir handeln oft unter Zeitdruck, tun mehrere Dinge gleichzeitig und eilen in Gedanken schon zu anstehenden Ereignissen voraus. Wir schauen in vielen Situationen auf ein Smartphone und nehmen unsere Umgebung, innere Zustände und anwesende Menschen dabei unzureichend wahr. Wenn wir unangenehme Empfindungen wahrnehmen, bewerten wir diese oft als unerwünscht und störend und versuchen sie „wegzumachen“ – z.B. durch Vermeidung oder Hinwendung der Aufmerksamkeit zu angenehmeren Reizen. Dabei verlieren wir das „Gefühl für uns“ und unsere Bedürfnisse.

Akzeptanz. Akzeptanz bedeutet nicht, etwas zu lieben. Es bedeutet, anzuerkennen, dass etwas existiert. Gelebte Akzeptanz bedeutet, Strategien zu entwickeln, die es erlauben, einen Umstand in unser Leben zu integrieren. Nicht zu akzeptieren, bedeutet, andauernd gegen etwas anzukämpfen und sich daran abzuarbeiten oder etwas zu verleugnen. Beides kann einer konstruktiven, selbstfürsorglichen Lebensführung im Wege stehen.

ACT (Akzeptanz- und Commitmenttherapie). Dieser Begriff bezeichnet eine moderne Form der Verhaltenstherapie, die mit den oben genannten Begriffen arbeitet. Vereinfacht erklärt, geht es darum, unsere (sehr individuellen) Werte zu ermitteln, die wir in den unterschiedlichsten Lebensbereichen definieren, und zu prüfen, ob wir in unserem Handeln diese Werte tatsächlich vertreten. Tun wir das nicht, hat das nicht selten damit zu tun, dass wir unangenehme Empfindungen aushalten müssten um unsere Werte zu vertreten.

Beispiel: Werte im Bereich Beruf könnten sein, eine Tätigkeit zu verfolgen, die man interessant findet, die einen fordert, jedoch nicht überfordert, und die eine finanzielle Sicherheit schafft. Auf dem Weg dahin sind jedoch Schritte notwendig, die eventuell Angst machen (Prüfungen, soziale Herausforderungen, etc.). Um diese Angst nicht aushalten zu müssen, bleibt man vielleicht lieber in der vermeintlichen „Komfortzone“ mit der Folge langfristiger Unzufriedenheit. Kurz: Man richtet sein Leben nicht nach seinen persönlichen Zielen und Werten aus, sondern danach, möglichst nichts Unangenehmes aushalten zu müssen. Dies kann langfristig so belastend sein, dass daraus psychische Erkrankungen resultieren.

Bei ACT geht es darum, Werte bewusst zu formulieren, unangenehme Gefühle, die zu eventuellen Widerständen führen, achtsam und mit Akzeptanz wahrzunehmen, und dann trotz dieser unangenehmen Empfindungen beherzt und engagiert (mit „commitment“) sein Verhalten so auszurichten, dass Werte realisiert werden können. Dazu muss man mittels spezieller Techniken eventuell lernen, mit mehr Distanz auf seine Gefühle zu schauen und anzuerkennen, dass sie vorübergehende emotionale Zustände vor dem Hintergrund der eigenen Lebensgeschichte sind.

Ich integriere in meine Arbeit mit Patienten (auch den onkologischen) häufig Elemente aus ACT.