Angststörungen

Angst zu haben ist erst einmal eine normale und gesunde Eigenschaft. Angstreaktionen schützen uns vor Gefahren, ohne dass wir lange nachdenken müssen. Das muss auch so sein, denn in Gefahrensituationen ist es sinnvoll, blitzschnell zu reagieren, z.B. zur Seite zu springen, wenn ein Auto auf uns zurast. Solche "Alarm-Reaktionen" laufen innerhalb von Sekundenbruchteilen ab. Ein Programm des Körpers aktiviert unser vegetatives Nervensystem, und sofort sind alle lebenswichtigen Systeme unter "Hochspannung". Das Gefühl, das wir dabei wahrnehmen, ist Angst. Es sagt uns: "Vorsicht! Gefahr! Schnell weg!".

Die körperlichen Anteile der Angstreaktion können sich unangenehm anfühlen: Herzrasen, Schweißausbrüche, Schwindel, Atemnot, Unruhe, Übelkeit, etc. Diese "Symptome" werden jedoch in wirklicher Gefahr kaum gespürt, weil die ganze Aufmerksamkeit sich auf die Rettung und die Bewältigung der Gefahr richtet.

Bei manchen Menschen treten Angstreaktionen auch in Situationen auf, die eigentlich keine reale Gefahr bedeuten. Dies sind z.B. große Menschenmengen, geschlossene Räume, große Höhen, Fahren auf der Autobahn oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Es können aber auch Situationen sein, in denen man im Mittelpunkt steht und von anderen beobachtet wird, z.B. wenn man vor einer Gruppe sprechen soll. Bei manchen Menschen tritt Panik wie aus heiterem Himmel auf, ohne dass es eine Situation als Auslöser gibt. Panik kann sogar mit Todesangst einhergehen, denn die körperliche Angstreaktion kann unangenehm sein und Befürchtungen hervorrufen, zu sterben, in Ohnmacht zu fallen, verrückt zu werden, etc.

Einige Menschen erleben ein ständiges Gefühl von Angst, das mit Besorgnis um Gefahren oder um das Wohl von Angehörigen einhergeht. Dies geht häufig mit einem hohen Maß an körperlicher Anspannung einher. Vermeidungsverhalten ist ein Hauptmerkmal von Angsterkrankungen. Situationen, die Angst auslösen, werden gar nicht mehr aufgesucht. Wenn Angst auftritt, werden Flucht oder Ablenkung häufig als einzige Möglichkeiten gesehen, um der Panik zu entkommen oder um die Situation irgendwie durchzustehen - meistens aber nur unter starker Anspannung. Treten Ängste wie aus heiterem Himmel auf, bleibt oft nur Schonung und Rückzug als Versuch, sich vor Angstanfällen zu schützen. Häufig werden auch Angehörige in Anspruch genommen, um etwas Beruhigung und ein Gefühl von Sicherheit zu erhalten.

Kurzfristig macht Vermeidungsverhalten Sinn, denn die Angst lässt nach, wenn man die Situation verlässt. Langfristig schränkt das Vermeidungsverhalten jedoch immer mehr ein, und man traut sich kaum noch zu, Situationen zu bewältigen. Die „Angst vor der Angst“ wird allmählich immer größer. Damit steigt das innere Anspannungsgefühl und es kann zu immer häufigeren Angstreaktionen kommen. Noch mehr Situationen müssen vermieden werden– ein Teufelskreis.